14 Sep 2017

Eltern ans Unternehmen binden: Flexible Arbeitszeiten ermöglichen

Gute Fachkräften sind selten. Ob Sie als Arbeitgeber attraktiv sind, hängt nicht allein davon ab, wieviel Geld Sie anbieten. Manchmal reicht es schon, wenn Mitarbeiter ihre Arbeitszeiten so gestalten können, wie es für sie am besten ist. Das überzeugt besonders Arbeitnehmer mit junger Familie.

Es muss nicht immer mehr Geld sein

Dass sich Eltern genau wie andere Menschen über Geld freuen, ist klar. Deshalb hatten wir vor kurzem den steuerfreien Kita-Zuschuss als Instrument zur Arbeitnehmerbindung vorgestellt.

Nicht unterschätzen sollte man dabei, dass viele Eltern noch auf einer anderen Ebene zu kämpfen haben: bei der organisatorischen Bewältigung des Alltags und mit der Uhr. Maßnahmen, die Eltern in dieser Hinsicht das Leben erleichtern, entfalten deshalb oft eine überraschende Bindungswirkung.

Kinder lassen sich schwer takten

Wer mal ein kleines Kind und ein Berufsleben unter einen Hut bekommen musste, kennt das Problem. Kinder lassen sich nicht gern hetzen. Der Hinweis, dass man um neun ein wichtiges Meeting hat, bedeutet ihnen wenig. Umgekehrt kann man sich im Büro nicht gut damit entschuldigen, dass der Kakaobecher umgekippt ist und man dann auch noch das Kuscheltier vergessen hat.

Kinder lassen sich nicht gut in einen starren Zeitplan einsperren – das kostet Eltern sehr viel Anstrengung. Im Beruf gibt es dagegen selten zeitliche Spielräume. Das Scharnier, dass diese starren Anforderungen in Einklang bringen muss, sind die Eltern.

Dazu kommt, dass ein Familienleben immer mobiler wird – was nicht nur positiv gemeint ist. Wenn der Kindergarten hier, die Grundschule dort und die weiterführende Schule noch einmal woanders liegt, und der Nachwuchs jeden Tag pünktlich sein soll, wird der Tagesablauf schnell zum Marathonrennen. An Elternabende ab 18.00 Uhr und das Drei-Tage-Fieber, das den Tagesablauf völlig kippt, ist dabei noch gar nicht gedacht.

Flexibilität als Bonus

Deshalb rechnen Eltern es dem Arbeitgeber hoch an, wenn er ihnen in Sachen flexibler Arbeitszeiten entgegenkommt. Damit sinkt für sie automatisch der Alltagsstress.

Wie viel Spielraum der Arbeitgeber hat, hängt natürlich ganz vom Einzelfall ab. Feste Öffnungszeiten erfordern natürlich feste Dienstpläne. Der Kassiererin oder der Transportfahrer können nicht einfach von Hause aus arbeiten, wenn das Kind mit Fieber im Bett liegt.

Für viele andere Tätigkeiten lässt sich jedoch ein relativ großes Maß an Flexibilität erreichen. Vor allem dann, wenn man den Mitarbeitern soweit wie möglich die Chance gibt, Arbeitsabläufe und Zeiten selbst zu organisieren. Das ist natürlich eine Frage der Unternehmenskultur und des Vertrauens. Flexibilität setzt voraus, dass man auf die Motivation und Leistungsbereitschaft der Beteiligten vertraut. Aber mal ehrlich: Warum arbeitet denn jemand bei Ihnen, wenn Sie daran zweifeln?

Lassen Sie mitdenken

Es lohnt sich, die Mitarbeiter bei der Suche nach flexiblen Lösungen mit ins Boot zu holen. Die Betroffenen haben oft ganz praktikable Vorschläge. Etwa eine Plattform, über die kurzfristig Dienste getauscht werden können, wenn ein Kind krank ist. Oder neu zugeschnittene Arbeitsbereiche. Sie müssen nicht alle Ideen selbst haben und nicht jeden Vorschlag umsetzen. Die Bereitschaft zur Flexibilität zählt.

Gleitzeit

Natürlich gibt es etablierte Arbeitszeitmodelle, die Mitarbeitern Flexibilität ermöglichen.

Am gängigsten ist Gleitzeit. Innerhalb eines vorgegebenen Rahmens, den Gleitzeit-Spannen, können die Mitarbeiter Arbeitsbeginn und Arbeitsende selbst festlegen. Für berufstätige Mütter und Väter bietet das die Chance, sich auf die Öffnungszeiten von Schule oder Hort einzustellen.

Gleichzeitig gibt es in der Regel eine Kernarbeitszeit, in der die Mitarbeiter am Arbeitsplatz sein müssen. Durch ein Arbeitszeitkonto lässt sich am Monatsende problemlos errechnen, wie viele Plus- oder Minusstunden angefallen sind. Oft wird eine Höchstgrenze an Plus- oder Minusstunden festgelegt, die nicht überschritten werden soll.

Funktionszeit

Hier gibt es keine Zeit verpflichtender Anwesenheit. Jeder Mitarbeiter kann sich – im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben – seine persönliche Arbeitszeit selbst einteilen. Festgelegt wird vielmehr, dass bestimmte Arbeitsbereiche zu bestimmten Zeiten funktionstüchtig sein müssen. Das müssen die Mitarbeiter bei ihrer Planung dann sicherstellen.

Funktionszeitmodelle setzen eine gut funktionierende Kommunikation und Abstimmung zwischen den Mitarbeitern voraus. In Unternehmen, in denen häufig Projektarbeit anfällt, sind sie aber häufig sehr sinnvoll. Dienstleister etwa aus der IT- und Medienbranche setzen oft darauf.

Wahlarbeitszeit

Noch einen Schritt weiter gehen Modelle mit sogenannten Wahlarbeitszeiten, die den jeweiligen Arbeitsanfall berücksichtigen. Das setzt voraus, dass die Personalplanung sehr gut abgestimmt wird und die Mischung im Team für unterschiedliche individuelle Bedürfnisse sorgt. Wenn fast alle Mitarbeiter Eltern mit schulpflichtigen Kindern sind, ist der Engpass während der Schulferien vorprogrammiert.

Jobsharing

Ganz andere Vor- und Nachteile bietet das Jobsharing. Dabei teilen sich in der Regel zwei Arbeitnehmer einen Arbeitsplatz. Wie sie Arbeit und Arbeitszeiten untereinander aufteilen, ist ihre eigene Sache.

Jobsharing ist insbesondere für Zeiten geeignet, in denen Eltern ihre Kinder betreuen oder Mitarbeiter einen Familienangehörigen pflegen. Natürlich muss ein solches Tandem gut kommunizieren können, damit das Modell funktioniert. Und längst nicht jede Tätigkeit lässt sich in dieser Form aufteilen. Trotzdem wird dieses Modell allmählich populärer.

Fazit

Arbeitgeber mit konventionellen Arbeitszeitregelungen sind selten auf Anhieb von flexibleren Alternativen begeistert. Es ist ja wahr: So gut wie immer sind größerer Planungsaufwand und geringere Planungssicherheit die Folge.

Aber die Zeiten und der Arbeitsmarkt ändern sich. Gute Leute können rasch abgeworben werden. Neue Mitarbeiter muss man mit besonderen Vorzügen locken können. Der organisatorische Mehraufwand ist de facto eine Investition – in die Mitarbeiter, vor allem die Eltern unter ihnen, und in die Arbeitsmotivation. Deshalb kann sich der Zusatzaufwand auch betriebswirtschaftlich durchaus lohnen.

Übrigens: Selbst bei sehr flexiblen Arbeitszeitmodellen ist es für Arbeitnehmer und Arbeitgeber sinnvoll, eine Erfassung der Arbeits- bzw. Anwesenheitszeiten beizubehalten oder einzuführen. Sei es als Selbstkontrolle für den Arbeitnehmer oder um Misstrauen vorzubeugen.

Weitere Möglichkeiten wie Sie Eltern an das Unternehmen binden können finden Sie in unserem Artikel "Kita-Zuschuss"

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