07 Dez 2018

Inhouse-Saboteure - unzufriedene Mitarbeiter als Problem

Es geschieht gar nicht so selten, dass unzufriedene Mitarbeiter bewusst das Unternehmen schädigen. Und dabei handelt es sich keinesfalls nur um Hilfskräfte. Dagegen helfen ein professionelles Sicherheitskonzept - und echte Kommunikationskultur im Betrieb.

Sabotage von innen. Vor einigen Monaten machte Tesla Schlagzeilen: Der Elektroautomobilhersteller verklagte einen Mann, dem Datendiebstahl und Software-Sabotage vorgeworfen wurde. Das Besondere: Es handelte sich um einen Mitarbeiter des Unternehmens.

Wenn so etwas bei einem Unternehmen wie Tesla geschieht, kommt der Fall in die Schlagzeilen. Von kleineren Unternehmen liest man so etwas kaum. Doch daraus sollte nicht gefolgert werden, dass kleinere Unternehmen nicht zum Opfer eigener Mitarbeiter werden. Sabotage findet in Betrieben jeder Größe und jeder Branche statt.

Das Risiko unzufriedener Mitarbeiter lässt sich nirgends komplett ausschließen. Aber man kann ihm mit offenen Augen begegnen. Nicht, indem man die eigene Belegschaft nun unter Generalverdacht stellt. Aber gerade, wenn ein Unternehmen aus der Phase der überschaubaren Start-up-Mannschaft heraus wächst, wenn der Chef nicht mehr zu allen Mitarbeiter in direktem Kontakt steht, Macht und Positionen im Unternehmen neu verteilt werden, sollten Vorgesetzte die Möglichkeit frustbedingter Sabotage im Hinterkopf behalten – und Mechanismen installieren, um solche Vorkommnisse nach Möglichkeit auszuschließen.

 


Täter

Zwei interessante Schlaglichter auf die Täter stammen aus der IT-Branche:

  • Dem IT-Branchenverband Bitkom zufolge war jedes fünfte Unternehmen in den letzten zwei Jahren von digitaler Sabotage und jedes zehnte von analoger Sabotage betroffen. In zwei von drei Fällen waren ehemalige oder derzeitige Mitarbeiter die Täter.
  • Der Datenrettungs-Dienstleiter attingo berichete vor zwei Jahren, dass sich bei seinen Kunden Fälle von Datensabotage in den Monaten von Dezember bis Februar verdoppelten. Die Täter waren demnach meist leitende Angestellte, Geschäftsführer oder Vorstände, deren Verträge zum Jahreswechsel ausliefen.


Bei Sabotage ist Rache und Unzufriedenheit das Hauptmotiv. Bei Datendiebstahl gibt es auch den Fall, dass Mitarbeiter Daten zum eigenen Vorteil nutzen wollen. Wer zur Konkurrenz wechselt, kann durchaus auf die Idee kommen, sich dort von Anfang an beliebt zu machen, indem er vom bisherigen Arbeitgeber Kundendaten, Konstruktionsentwürfe oder Software-Quellcode mitbringt.


Sicherheit muss implementiert werden – technisch und organisatorisch

Natürlich ist kein Unternehmen komplett vor unzufriedenen Mitarbeitern gefeit. Doch man kann es einem Mitarbeiter, der dem eigenen Unternehmen schaden möchte, zumindest schwer machen.

Wenn im Unternehmen grundlegende Maßnahmen der IT-Sicherheit und allgemeine organisatorische Vorkehrungen umgesetzt werden, lassen sich geistiges Eigentum und wichtige Daten nicht mehr so einfach unbemerkt entwenden. Und auch der Versuch, Sand ins Produktionsgetriebe zu streuen, wird deutlich schwerer.

Dafür muss die Unternehmensführung allerdings bewusst die Bedingungen setzen. Erstaunlich häufig wird das versäumt. Es ist nicht nur bei Tesla so, dass zwar enorm viel Geld in Produkt- und Softwareentwicklung und das Generieren hoch sensibler Daten gesteckt wird, der Aufwand zum Schutz dieser Werte jedoch eher dürftig ausfällt.

Um Sicherheit muss sich jemand aus der obersten Hierarchieebene kümmern. Die Aufgabe setzt voraus, dass man eingeschliffene Abläufe in Frage stellen, Änderungen festlegen, die Anschaffung von Sicherheitstechnik und wenn nötig auch neue Stellen bewilligen kann.

Digital wie in der physischen Welt muss klar geregelt sein, welche Bestände und Orte sensibel sind, dort darf der Zugang oder Zugriff dann nur kontrolliert und nach einem klaren Konzept möglich sein. Außerdem muss es Protokolle und Aufzeichnungen geben, die in Bezug auf sensible Bereiche später eine Rekonstruktion „wer wann wie wo was“ ermöglichen. Auch ein Datensicherungskonzept, verbindliche Verhaltensvorgaben für die Mitarbeiter und natürlich Schulungen sind nötig.

Mit anderen Worten: Ein professionelles, zeitgemäßes Sicherheitskonzept ist Pflicht. Dann wird es für Saboteure aus den eigenen Reihen viel schwieriger, zum Ziel zu kommen. Und wenn sich doch Sabotageakte ereignen, können sie zumindest aufgeklärt werden.


Unmotivierte Mitarbeiter als Sicherheitsrisiko

Sicherheitslücken schließen ist die eine – unabdingbare – Sache. Eine andere ist, es gar nicht erst dazu kommen zu lassen, dass Mitarbeiter Sabotageabsichten entwickeln. Unmotivierte Mitarbeiter sind nicht nur aufgrund möglicher Sabotageschäden ein Risiko. Sie schaden dem Unternehmen auf vielfache Weise: dadurch, dass sie weniger produktiv sind, sich kaum zu kundenorientiertem Verhalten aufraffen, sich häufiger krank melden und am Erfolg ihrer Arbeit kaum Interesse haben.

Das Problem mangelnder Motivation lässt sich, anders als die Sicherheitsfrage, nicht mit Sicherheitshardware, Schulungen und organisatorischen Vorgaben lösen. Schließlich können die Gründe für fehlende Motivation vielfältig sein. Manchen Mitarbeitern fehlt Anerkennung für sich und ihre Arbeit. Andere sind von ihrer Aufgabe schlicht unterfordert. Eine dritte Gruppe ist überfordert und „wurschtelt“ sich halt so durch. Hierarchien und die soziale Komponente sind ebenfalls von großer Bedeutung: Wenn Mitarbeiter sich als bloße Befehlsempfänger fühlen oder Vorgesetzte einen respektlosen Umgangston pflegen, schlägt sich das auf Dauer auf die Motivation nieder. Wird der Arbeitnehmer vom Chef vor Kollegen rund gemacht, wirkt sich das nicht nur auf dessen eigene Einstellung negativ aus.

Natürlich wäre es absurd, wenn die Motivationsfrage nur deshalb auf der Tagesordnung steht, weil man Sabotageakte unterbinden will. Motivierte Mitarbeiter braucht das Unternehmen schließlich in jedem Fall. Doch umgekehrt wird durchaus ein Schuh draus: Wenn man feststellt, dass es Motivationsprobleme bei Teilen der Belegschaft gibt, sollte man als Chef durchaus auch einen Gedanken an mögliche Sabotage verschwenden. Waren manche Vorkommnisse vielleicht doch mehr als ein dummer Zufall?


Mehr Kommunikation wagen

Ein respektvoller Umgang mit Mitarbeitern ist die beste Form von präventiver Sabotageabwehr. Das bedeutet in erster Linie, ihnen und ihren Gedanken und Ideen Raum zu geben und ihnen zuzuhören. Daraus entwickelt sich dann fast von selbst ein Dialog.

Das bedeutet nicht, dass Sie als Chef das Heft aus der Hand geben und das Unternehmen zum selbstverwalteten Projekt mutiert. Vielmehr können Sie selbst auf diese Art erläutern, warum bestimmte Entscheidungen so und nicht anders ausgefallen sind. Umgekehrt geben Sie Ihren Mitarbeitern die Chance, Unzufriedenheit zum Ausdruck zu bringen. Davon profitiert Ihr Team, weil es sich ernst genommen fühlt, selbst wenn nicht jeder Einwand umgesetzt wird. Noch viel mehr profitieren Sie als Entscheider, denn Sie bekommen mit, wer im Unternehmen sich ärgert und worüber. Auch wenn längst nicht jede Beschwerde sinnvoll und wichtig ist – einige sind garantiert von Belang.

Das alles funktioniert natürlich nur, wenn der Dialog Wertschätzung vermittelt: Wenn Sie sich Zeit nehmen, die Vorschläge der Mitarbeiter anhören und sich damit auseinandersetzen. Und wenn Sie Mitarbeiter regelmäßig loben, für gute Arbeit oder für gute Ideen.

Der Rest ist eine Frage des Gespürs. Oft stellt es sich erst im Gespräch heraus, dass der eine oder andere Mitarbeiter mit seinen Aufgaben unzufrieden ist. Dann muss man als Vorgesetzter reagieren, und entweder die Aufgaben ändern oder den Mitarbeiter – mit dessen Einwilligung – an einen anderen Arbeitsplatz versetzen, wo er sich wohler fühlt.


Fazit

Wohl fühlen ist ein wichtiges Stichwort, denn es bringt uns zurück zur Sabotage-Prävention. Schon ein einzelner Mitarbeiter, der die Zusammenarbeit im Team stört oder sich nicht einfügen will, wird die Arbeitsatmosphäre negativ beeinflussen – lange bevor es zu Sabotageakten kommt. Umgekehrt sind Mitarbeiter, die sich im Unternehmen wohl fühlen, die besten Verbündeten bei der Sabotage-Abwehr. Mit einiger Sicherheit haben sie den Kollegen viel genauer im Blick, als Vorgesetzte es können.

Unmotivierte Mitarbeiter sind ein echtes Sicherheitsrisiko. Unmut darüber, dass man nicht befördert oder vom Chef übersehen wird, sind ein Nährboden für Akte gegen das Unternehmen. Das beste Gegenmittel ist, die Mitarbeiterzufriedenheit zu verbessern. Und als Ergänzung braucht es ein angemessenes Sicherheitsniveau.

Themen:

Zufriedenheit Mitarbeiter Unternehmen

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