Über 50 Jahre Erfahrung in der Entgeltabrechnung
Über 6000 Kunden deutschlandweit
Paychex Logo
03. April 2019
6 Min. Lesezeit
Lohn und Gehalt
Gesetze

Besonderheiten der Lohn- und Gehaltsabrechnung für Rentner

Lohn und Gehalt
Gesetze
Zwei Personen im Business-Outfit unterhalten sich vor einer Weltkarte im Büro – im Hintergrund weitere Kollegen – symbolisch für internationale Aspekte der Lohnbuchhaltung

Den Wunsch für eine Weiterbeschäftigung findet man nicht nur auf der Arbeitnehmerseite (z. B. ein Dazuverdienst zur Rente, eine Beschäftigung auch im Alter zu haben) sondern auch für den Arbeitgeber kann es reizvoll sein, einen jahrelang erfahrenen Facharbeiter weiter zu beschäftigen (z. B. mangelndes Fachpersonal).

Was müssen Rentner beachten?

Nicht jeder, der Rente bezieht, kann unbegrenzt dazuverdienen. Erst wenn ein Rentner die Regelaltersgrenze erreicht hat, gibt es keine Begrenzung für den Hinzuverdienst mehr. Als Hinzuverdienste gelten das monatliche Bruttogehalt, der monatliche steuerrechtliche Gewinn und ein vergleichbares Einkommen (z. B. Vorruhestandsgeld). Dabei muss der Rentenbezieher jede Erwerbstätigkeit dem Rentenversicherungsträger mitteilen.

Die Hinzuverdienstgrenzen bei Rentnern, die ihre Regelaltersgrenze noch nicht erreicht haben, sind:

  • bei Bezug einer Vollrente 450,00 € und

  • werden bei einer Teilrente individuell berechnet.

Näheres zur Berechnung finden Sie auf http://www.deutsche-rentenversicherung.de. Die Rentenversicherungsträger erlauben, die Hinzuverdienstgrenzen zwei Mal im Jahr bis zum jeweils doppelten Betrag zu überschreiten.

Rentner im Arbeitsrecht:

Im Arbeitsrecht spielt der Gleichbehandlungsgrundsatz, welcher durch den Art. 3 Grundgesetz (GG) und dem Gewohnheitsrecht gestärkt wird, eine große Rolle. So auch bei Arbeitnehmern, die das Renteneintrittsalter erreicht haben und weiter berufstätig sind. Weiterbeschäftigte Arbeitnehmer im Rentenalter dürfen daher nicht schlechter gestellt werden als vergleichbare Arbeitnehmer.

Arbeitnehmer im Rentenalter haben auch einen besonderen Kündigungsschutz. Nach § 41 Sozialgesetzbuch VI (SGB VI) dürfen Arbeitnehmer nicht gekündigt werden, weil sie einen Anspruch auf Rentenbezug haben. Jedoch ist es nach § 10 Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG) erlaubt, im Arbeitsvertrag eine Klausel einzupflegen, die die Beendigung des Arbeitsverhältnisses mit dem Eintritt in das Regelalter rechtfertigt.

Sieht der Arbeitsvertrag eine solche Regelung vor, können Arbeitnehmer und Arbeitgeber während des bestehenden Arbeitsverhältnisses vereinbaren, den Beendigungszeitpunkt hinauszuschieben.

Wann ist die Regelaltersgrenze erreicht?

Das Renteneintrittsalter wird seit 2012 schrittweise bis 2029 auf 67 Jahre angehoben. Dabei erfolgt die Anhebung ab 2012 in einem Ein-Monats-Rhythmus und ab 2024 in einem Zwei-Monats-Rhythmus.

Geburtsjahr

Regelaltersgrenze

Erreichung der Regelaltersgrenze

bis 1946

65

1947

65 + 1 Monat

02/2012 – 01/2013

1948

65 + 2 Monate

03/2013 – 02/2014

1958

66 Jahre

01/2024 – 12/2024

1959

66 Jahre + 2 Monate

03/2025 – 02/2026

1960

66 Jahre + 4 Monate

05/2026 – 04/2027

1964

67

01/2031 – 12/2031

Lohnsteuerabzug bei Weiterbeschäftigung:

Weiterbeschäftigte Arbeitnehmer mit Rentenbezug werden lohnsteuerrechtlich nicht anders behandelt als vor dem Rentenbezug. Die Lohnsteuer wird weiterhin einbehalten und abgeführt. Es wird nur statt der allgemeinen die besondere Lohnsteuertabelle herangezogen. Dadurch ist der Lohnsteuerabzug vom Bruttolohn höher als vor dem Rentenbezug.

Bei einem Beschäftigungsverhältnis bei dem eine Lohnsteuer-Pauschalierung (z. B. geringfügige Beschäftigung) möglich ist, gibt es ebenfalls keine abweichenden Regelungen. Die pauschale Lohnsteuer wird wie gewohnt abgeführt.

Hat der Arbeitnehmer vor dem Beginn des Kalenderjahres das 64. Lebensjahr vollendet, so hat der Arbeitgeber beim Lohnsteuerabzug den Altersentlastungsbetrag zu berücksichtigen (§ 39b (2) S. 3 i. V. m. § 24a Einkommensteuergesetz (EStG)). Dabei bleiben steuerfreie und pauschalversteuerte Lohnbestandteile außer Ansatz. Der Altersentlastungsbetrag ist auf den Lohnzahlungszeitraum aufzuteilen (1/12 beim Monatslohn). Den Anspruch und die Höhe des Entlastungsbetrages hat der Arbeitgeber zu prüfen.

Sozialversicherungsabzug bei weiterbeschäftigten Arbeitnehmern:

Sondermeldung des Arbeitgebers:

Der Arbeitgeber ist verpflichtet auf Verlangen des Arbeitnehmers oder des Rentenversicherungsträgers eine Sondermeldung an den Rentenversicherungsträger über die zeitnahen Entgeltdaten zu übermitteln. Der Meldegrund ist dabei 57. Der Rentenversicherungsträger zieht diese Daten für die Berechnung des Rentenanspruchs heran.

Ist ein Arbeitnehmer im Rentenbezug als geringfügig Beschäftigter angestellt, so gelten die allgemeinen Grundsätze der Pauschalbeiträge zu der Krankenversicherung und der Rentenversicherung. Der geringfügig Beschäftigte wird wie gewohnt abgerechnet.

In den Beitragssätzen zu den Sozialversicherungen ändert sich nur etwas, wenn der Arbeitnehmer eine Vollrente bezieht. Bei Bezug einer Teilrente bleiben die Beitragssätze dieselben wie vor Bezug der Rente (siehe Tabelle Übersicht der Rentenart und Beurteilung in der Sozialversicherung).

Bei Bezug einer Vollrente kommt es zu folgenden Berücksichtigung in den Sozialversicherungen:

  • Krankenversicherung: Arbeitnehmer, die eine Vollrente beziehen, haben keinen Krankengeldanspruch und sind daher mit dem ermäßigten Beitrag abzurechen (14 % + evtl. Zusatzbeitrag für den Arbeitnehmer).

  • Pflegeversicherung: Bei der Pflegeversicherung ändert der Rentenbezug nichts an dem Beitragssatz und der Abführung der Beiträge.

  • Rentenversicherung: Der Arbeitnehmer ist in der Rentenversicherung rentenversicherungsfrei abzurechnen. Allein der Arbeitgeber muss seinen Anteil an der Rentenversicherung (2015: 9,35 %) abführen. Ist der Arbeitnehmer aus einem anderen Grund (z. B. kurzfristig Beschäftigte) als dem Bezug der Vollrente rentenversicherungsfrei, so muss der Arbeitgeber seinen Anteil an der Rentenversicherung nicht abführen. Der Rentenversicherungsbeitrag des Arbeitgebers darf nicht in der elektronischen Lohnsteuerbescheinigung unter Zeile 22a aufgeführt werden.

  • Arbeitslosenversicherung: Der Arbeitnehmer ist in der Arbeitslosenversicherung erst mit dem Ablauf des Monats, in dem das Regeleintrittsalter vollendet ist, versicherungsfrei. Der Arbeitgeber hat jedoch weiter seinen Anteil an der Arbeitslosenversicherung abzuführen (2015: 1,5 %).

Beispiel:

Ein Arbeitnehmer ist am 20.02.1950 geboren und wird nach Eintritt der Regelaltersgrenze mit 1.000,00 € Bruttogehalt und 40 € Arbeitgeber-VWL weiterbeschäftigt.

Für den Arbeitnehmer gilt folgende Regelaltersgrenze: 65 Jahre und 4 Monate

Die Regelaltersgrenze wird am 19.06.2015 erreicht.

Lohnsteuer:

Steuerpflichtiges Entgelt:

1.000,00€ + 40,00 € =

1.040,00€

Abzug des Altersentlastungsbetrages:

Jedoch ist der Höchstbetrag lt. § 24a EStG

24% von 1.040,00€ =

1.140,00€ / 12           =

249,60 €

95,00 €

Bemessungsgrundlage für die Lohnsteuer:

Anwendung der besonderen Lohnsteuertabelle

1.040,00 € - 95,00 €

945,00 €

Sozialversicherung:

In der Arbeitslosenversicherung ist der Arbeitnehmer ab dem 01.07.2015 versicherungsfrei, da die Versicherungsfreiheit erst mit Ablauf des Monats eintritt, in dem das Regeleintrittsalter vollendet ist.

In der Krankenversicherung tritt der ermäßigte Beitragssatz und in der Rentenversicherung die Rentenversicherungsfreiheit ab dem 01.06.2015 ein.

Aufbewahrung von Lohnunterlagen:

Um bei einer eventuellen Rentenversicherungsprüfung nachzuweisen, dass die Beurteilung in den Sozialversicherungen richtig erfolgt ist, sollten entsprechende Unterlagen als Kopie bei den Lohnunterlagen liegen (Rentenbescheid, Bescheid der Arbeitsagentur).

Übersicht von Rentenarten und der Beurteilung in der Sozialversicherung:

Rentenart

KV

RV

AV

PV

Altersrente (Vollrente)

-   vor Erreichung der Regelaltersgrenze

Ermäßigter Beitragssatz

Nur Arbeitgeber-Anteil

Voller Beitrag

Voller Beitrag

-   nach Erreichung der Regelaltersgrenze

Nur Arbeit-geber-Anteil

Altersrente (Teilrente)

Hinterbliebenenrente (Witwen-/ Waisenrente)

Berufsunfähigkeitsrente

teilweise Erwerbsminderung

Allgemeiner Beitragssatz

Voller Beitrag

Voller Beitrag

Voller Beitrag

-   volle Erwerbsminderung

Ermäßigter Beitragssatz

Voller Beitrag

Beitragsfrei

Voller Beitrag

Pensionär

-   vor Erreichung der Regelaltersgrenze

Kein Beitrag

Voller Beitrag

Voller Beitrag

Voller Beitrag

-   nach Erreichung der Regelalters-grenze

Nur Arbeitgeber-Anteil

Nur Arbeitgeber-Anteil

Personen ohne Rentenanspruch, welche die Regelaltersgrenze erreicht haben

Allgemeiner Beitragssatz

Nur Arbeitgeber-Anteil

Nur Arbeit-geber-Anteil

Voller Beitrag

Personen, die Bezug der Altersrente nicht in Anspruch nehmen

Allgemeiner Beitragssatz

Voller Beitrag

Nur Arbeit-geber-Anteil

Voller Beitrag

 Erfahren Sie mehr zu der betrieblichen Altersvorsorge.

Weitere spannende Lohn-Updates

Verwandte Beiträge

Geschäftsmann schützt ein leuchtendes Paragraphenzeichen mit seinen Händen – Symbol für rechtssichere Lohnabrechnung
Gesetze
Lohn und Gehalt
Lohnabrechnung

Hinweisgeberschutzgesetz: was die neuen Whistleblower-Regeln für Arbeitgeber bedeuten

Ein neues Gesetz schützt Arbeitnehmer, die als Whistleblower Hinweise auf bestimmte Verstöße im Betrieb aufdecken. Ab einer bestimmten Betriebsgröße müssen Arbeitgeber sogar Meldestellen dafür einrichten. Staatliche Anlaufstellen gibt es ebenfalls. Zu den Verstößen gehören viele Pflichtverletzungen im Bereich der Lohn- und Gehaltsabrechnung, etwa Lohndiskriminierung, Mindestlohnverstöße oder nicht abgeführte Lohnsteuer. Arbeitgeber sollten sich auf das Hinweisgeberschutzgesetz und seine Folgen einstellen.

30. Oktober 2023
6 Min. Lesezeit
Richterhammer auf einem Schreibtisch – im Hintergrund eine Person in Anzug mit Laptop und Dokumenten
Lohn und Gehalt
Gesetze

Lohn- und Gehaltspfändung: Neue Pfändungsfreibeträge und einschlägige Urteile

Auch in diesem Jahr haben sich die Pfändungsfreigrenzen zum 01. Juli geändert. Arbeitgeber, die bei der Lohnpfändung eines Mitarbeiters mitwirken müssen, sollten die geänderten Werte unbedingt beachten. Außerdem gab es in den letzten Jahren eine Reihe von Urteilen zur Lohn- und Gehaltspfändung in besonderen Konstellationen.

18. Juli 2023
5 Min. Lesezeit
Person unterschreibt ein Dokument am Schreibtisch – Symbol für Arbeitsvertrag oder Personalunterlagen
Lohn und Gehalt
Gesetze

Lohnabtretung: Wann muss der Arbeitgeber sich darauf einlassen?

Lohnabtretung bedeutet, dass ein Mitarbeiter seinen Lohnanspruch an einen Gläubiger abtritt – zum Beispiel an eine Bank, die ihm ein Darlehen gibt. Kommt es zum Zahlungsrückstand, verlangt die Bank vom Arbeitgeber den pfändbaren Lohnanteil. Früher konnte die Lohnabtretung im Arbeitsvertrag ausgeschlossen werden. Inzwischen geht das nicht mehr.

20. März 2023
4 Min. Lesezeit